CD1
„Schneewittchen
Zerschlag deinen Gläsernen Sarg“
Das moderne Schneewittchen zerschlägt selbst seinen gläsernen Sarg mit dem Schuh und wartet nicht auf den Kuß des Prinzen. „Das Happy End kann nur das eigene sein“. „Nora“ lebt einen atemlosen unerschrockenen Traum, der „Arme Johnny“ irrt allein jetzt durch die Strassen in der Nacht, weil er Kind und Frau geschlagen hat, die jetzt im Frauenhaus wohnen. Die Songs „ Die Emma“ und „Der Mann das ist ein Lustobjekt“ spielen frech mit dem Rollenvertausch, der Ungerechtigkeiten überdeutlich zeichnet. Manche dachten, wir würden ernsthaft die Rollen vertauschen wollen, aber unser Lied „Nehmen Sie's wie ein Mann Madame“ endet mit „Nehmen Sie's wie eine Frau“, und das sieht eben anders aus. Zwei romantisch- melancholische Lieder sind auch dabei (Abschied und Neubeginn) und „Die Namenlosen Frauen“ fragen nach der Geschichte der Frauen.
CD 2
„ Feuerball“ Live
Hier singt Schneewittchen in „Die Frauen“ über den Alltag der Frauen, über ihre „7 Fesseln“ in Familie ( Kinder, Hausarbeit), im Beruf (Leichtlohn-Gruppe), um die Liebe zu Mann und Kind. Es geht auch um unechte Frauen in der Werbung, um die Selbstfindung und die Sehnsucht der Frauen nach sich selbst, nach der eigenen Phantasie. Es geht um Sufragetten und Frauenkämpferinnen der Vergangenheit, Hexenverbrennung und freche moderne Hexen. Im „Feuerball“ der Abendsonne verglüht eine Liebe für immer, „Sturm geht um mein Haus“ treibt das Schneewittchen aus der alten Sicherheit ins neue Unbekannte.
CD 3
TU WAS Live
Schneewittchen wird rockiger
und bringt neue Instrumente
auf die Bühne
1980
Wie schon die CD „Feuerball“ ist auch die CD „Tu was“ live.
Wir fanden, dass die Live- Aufnahmen immer viel kreativer und lebendiger waren als die Studio-Aufnahmen. Wir hatten einen tollen Ton-Techniker, der damals sehr gefragte Conny Plank, der nahm auch unser Publikum mit ins Boot ( auf der „Feuerball“- CD hört man zum Schluß von dem Lied „Die Hexen“ das ganze Publikum im wilden Hexengekreische, köstlich!)
Aber wir dürfen mal ganz unbescheiden sagen, dass wir wirklich gut waren; unsere Live- Musik klingt qualitativ so gut wie bei Studio-Aufnahmen, wo man viel rumtricksen kann. Das brauchten wir gar nicht. Mehr noch: so viel lebendiger ist die Live-Musik, denn das Herz des Publikums schlägt mit im Takt.
Die CD „Tu was“ mit Liedern gegen die Zertörung der Umwelt und Natur, gegen die Gefahren der Atomkraft (Harrisburg) und gegen Krieg ist besonders Zukunfts weisend.
Sie ist aktueller denn je.
Zu dieser Zeit (1980) hatte sich Schneewittchen musikalisch sehr viel weiter entwickelt, sich auch stilistisch erweitert. Wir waren total im Instrumentenfieber, verrückt nach dieser neuen Herausforderung! Es galt die Regel: wir setzen die neuen Instrumente sofort in dem Moment ein, in dem wir ein Stück mit dem neuen Instrument bühnenreif spielen können.
Wir probten wie die Wahnsinnigen in Brunis Hexenhaus; wir kochten und komponierten leckeres Essen genauso lustvoll wie unsere Musik, und wenn es anstrengend war, legten wir wilde Imrovisations-Sessions zur Entspannung ein.
Und wir lachten so viel, es war eine so tolle, glückliche Zeit.
Und es war die pure Emanzipation!
Unsere Plattenfirma Phonogram Phillips, die uns Frauen unerwartet großartig unterstützte, sponserte uns auf meine „ganz wichtige“ Anfrage für viel Geld neue Instrumente. Die MitarbeiterInnen waren richtige Fans von uns!
Wir arbeiteten mit vielen Hamburger Frauen zusammen aus den verschiedensten Berufsgruppen. Die Lyrikerin Hildegard Wohlgemuth und die Schriftstellerin Margot Schroeder mischten Ende der 70er Jahre heftig mit in der Hamburger Frauenbewegung. Sie schrieben für uns und mit uns wunderbare Texte. Margot Schroeder auf CD1 und 2 , Hildegard Wohlgemuth vor allem auf "Tu was".
Sabine Neufeld brachte als neues Schneewittchen das Schlagzeug in die Gruppe, sang und spielte auch Gitarre. Angi spielte neu E-Gitarre und Querflöte, Rotraut, die Allroundmusikerin, erweiterte ihr Instrumentenspektrum mit bisherigem Piano, Akkordeon und Cello noch um Drums und Baß , Anka fügte ihrer Querflöte das Saxophon hinzu und Bruni spielte zu Gitarre, Geige und Bratsche nun auch E-Baß.
Wir hatten alle diverse Musiklehrer, u.a. eine afroamerikanische Gesangslehrerin.
Anka hatte bei dem berühmten Jazz-Saxophonisten Herb Geller Unterricht (mit dem ich später Mitte der Neunziger Jahre in der Frankfurter „Alten Oper“ mein Comeback aus France nach Deutschland feierte).
Wenn das keine musikalische Emanzipation war!
Wir legten aber keinen Wert darauf, nun „endlich“ wie die „Kerle“ eine Rockband zu sein; wir blieben definitiv „Schneewittchen“. Denn natürlich spielten wir auch weiterhin unsere romantischen Lieder, wie z.B. „Wir sind die Strahlen“.
Aber wir rockten, yeah!
Bei dem Lied „Tu was“, Titelsong der LP (heute CD) geht es mit Instrumental-Soli ordentlich zur Sache, und Sabine liefert ein traumhaftes Schlagzeugsolo voller Dynamik und Phantasie!
Hört es euch an! Frau groovt und rockt!
CD4
„Mädchen die pfeifen“
und Hühnern die krähen
denen soll man beizeiten den Hals umdrehen
(altes deutsches Sprichwort)
Auf der 1.ten Seite der damaligen LP haben wir „Die Hühneroper“ aufgenommen. Dazu schreiben wir im Liederbuch:
DIE HÜHNEROPER “MÄDCHEN DIE PFEIFEN“
Du dummes Huhn!
Texte über Frauen in der Alltagssprache verraten Diskriminierung und Vorurteile
Ich hatte mich auf das Erforschen von verräterischer Alltagssprche begeben, die Diskriminierung und Vorurteile Frauen gegenüber damals, vor 40 Jahren, noch deutlicher offenlegten als heute.
„Du dummes Huhn“ ist weiblich, „dummer Hahn“ gibt’s nicht (ebenso dumme Kuh), die „Dame“ gleitet leicht ab in „dämlich“, weitere: Gebärmaschine, Scharteke , Rabenmutter, böse Stiefmutter usw. Ich habe sie in der Hühneroper verarbeitet.
Klickt auf die schwarzen Balken!
"Mädchen die pfeifen" (Angi Domdey)
Hier aus der Hühneroper " Trampeltier" und "Ruckedigu Blut ist im Schuh" (Angi Domdey)
Auf der 2.ten Seite der damaligen LP waren aber noch andere teilweise außergewöhnliche Themen: Brunis wunderschönes Lied von der „Mondin“ mit viel musikalischem Meeresrauschen, Ankas romantisches Orgasmuslied “Die Perle“, Rotrauts Komposition „Feminal (Kasernen-) Tango“, Angis nicht ganz ernst gemeinter „Glimmer“ Song zur männlichen Kleidungsrevolution.
Und last not least Rotrauts „Goldener Tampon“, unser sa-Tier-ischster Song , der frechste und provokanteste! Danke Rotraut für ihren scharfen Verstand und Humor!
Die weibliche Menstruation wurde und wird in vielen Ländern, Religionen und Kulturen heute noch zur Diskriminierung der Frauen benutzt: sie werden als „unrein“ stigmatisiert , damit minderwertig, ja sogar schlecht. Und sie werden deswegen mit vielen Verboten, die gar nichts mit der Menstruation zu tun haben, belegt, und rechtlos und schutzlos gehalten.
Leider ist die alte Aufnahme nicht ganz Text-freundlich; man versteht ihn nicht so gut, lest den Text dazu, hier für euch abgedruckt zum Song. Direkt aus dem Liederbuch:
Und den Song hier gleich dazu!
"Der goldene Tampon" (Rotraut Colberg)
Klickt auf den schwarzen Balken!
Hier auf der folgenden Liste könnt ihr unkompliziert gleich das nächste Thema eurer Wahl anklicken:
Schneewittchen und die neue Frauenbewegung
Her-Story: Schneewittchen’s Biografie (von 1977-1881)
Schneewittchen in Öffentlichkeit und Presse
Liedertexte Auswahl
Schneewittchens Liederbuch mit Noten u.a.
Die Inhaltsthemen der 4 Schneewittchen CDS
Ausblick von Schneewittchen persönlich